Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sadio Mané und jetzt auch der brasilianische Superstar Neymar. Immer mehr Fußballprofi werden angesichts von dreistelligen Millionengehältern schwach und wechseln in die im internationalen Fußball unbedeutende saudi-arabische Pro League. Für den größten Ölexporteur der Welt ist dies ein weiterer Schritt der positiven Selbstdarstellung. Schon seit einigen Jahren pumpt der Golfstaat Unsummen in unterschiedlichste Sportarten, was angesichts der damit verbundenen finanziellen Verwerfungen bei über viele Jahrzehnte gewachsenen Strukturen auch viel Kritik hervorruft.
Investitionen in Schlüsselbereiche
Der Sport aber ist für die politische Führung lediglich eine Nebenschauplatz. Vielmehr strebt das Land, das jahrzehntelang von seinen Öleinnahmen abhängig war, verstärkt nach wirtschaftlicher Diversifizierung. Die Führung des Königreichs hat erkannt, dass die langfristige Stabilität und das Wachstum der Wirtschaft nicht länger allein auf den Ölexporten beruhen können.
Preisrückgänge und Marktvolatilität führten in der Vergangenheit zu erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die saudische Führung hat längst erkannt, dass die Zukunft des Landes von einer vielfältigeren Wirtschaftsstruktur abhängt, die weniger anfällig für externe Schocks ist. Diese Ambition, sich von der Abhängigkeit von Öleinnahmen zu befreien, hat zu einer Reihe von Initiativen geführt, die das Land auf einen Weg der Transformation und Innovation führen sollen.
Auf dem Weg zur Unabhängigkeit von Öleinnahmen
Um die Abhängigkeit von Öl zu verringern, setzt Saudi-Arabien verstärkt auf Investitionen in Schlüsselbereiche wie erneuerbare Energien, Tourismus, Unterhaltung und Logistik. Im Bereich der erneuerbaren Energien hat das Land ehrgeizige Ziele für den Ausbau von Solar- und Windenergie gesetzt. Mit seinen reichlichen natürlichen Ressourcen in Form von Sonnenschein und Wind ist Saudi-Arabien gut positioniert, um eine führende Rolle im Bereich der erneuerbaren Energien zu übernehmen.
Aktuellstes Beispiel ist die Pressemitteilung vom Wochenende, in der mehrere saudische Firmen, darunter der staatliche Ölriese Aramco, ein großes Solarprojekt in Saudi-Arabien mit einem Investitionsvolumen von 2,37 Milliarden US-Dollar bekanntgab. Das Projekt soll voraussichtlich mehr als 2,6 Gigawatt (GW) sauberen Strom erzeugen und in der Lage sein, rund 450.000 saudische Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Anlage soll im Jahr 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen.
270 Milliarden US-Dollar bis 2030
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde im Jahr 2016 die „Vision 2030“ ins Leben gerufen, ein ambitionierter Fahrplan für wirtschaftliche Diversifizierung und sozialen Wandel. Dieses langfristige Entwicklungsprogramm zielt darauf ab, die saudische Wirtschaft unabhängig von fossilen Brennstoffe zu machen und die Grundlagen für eine nachhaltige, moderne und breit aufgestellte Wirtschaft zu schaffen. Saudi-Arabien wird bis 2030 rund 270 Milliarden US-Dollar für kohlenstoffarme Energieprojekte ausgeben, sagte Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman Anfang des Jahres und fügte hinzu, das Königreich werde auch in die Modernisierung seines Energienetzes investieren.
Herausforderungen und Chancen
Die Transformation von einer ölabhängigen Wirtschaft zu einer vielfältigen, innovativen Wirtschaft ist zweifellos eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Vision 2030 eröffnet jedoch große Chancen für das Land. Sofern Saudi-Arabien seine ehrgeizigen Ziele erreicht, könnte dies nicht nur die nationale Wirtschaft stärken, sondern auch als Vorbild für andere ölabhängige Länder dienen, die nach Wegen zur Diversifizierung suchen.
Noch aber prägt die saudische Ölproduktion in hohem Maße das an den Märkten verfügbare Ölangebot – und damit auch die Preise. Diese sind gestern in einem schwächeren Umfeld wieder etwas zurückgekommen. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -1,30 bis -2,10 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als zum Wochenstart.
Source: Futures-Services